Kunst machen

© 2025 Friedrich Haugg

Stellt sich als Erstes die Frage: Warum und wozu?" Das 'wozu', vermute ich, ist bei den vielen Kunstschaffenden, die sich zeigen, recht einfach zu beantworten: Berühmt werden und möglichst auch reich.

Wie stellt man das an? Nun, ganz einfach heutzutage: Auffallen. Tabus brechen ist am einfachsten. Berühmte nachmachen? Willem de Kooning oder Jackson Pollock bieten sich an. Nur ein bisschen mit Farbe rumsauen, möglichst mit der Leinwand auf dem Boden, vollen Farbeimern und vielleicht auch noch ein Video drehen, das einen total high beim action painting zeigt. Da kommen die innersten Gefühle heraus, man öffnet seine Seele und so weiter und so weiter. Abstrakt nennen die meisten das, was völlig falsch ist. (Der richtige Ausdruck wäre informel, nur so nebenbei). Der Vorteil: Man braucht nichts zu können. Nicht zeichnen, nicht malen, nichts von Farben und Materialien wissen. Nur so einfach ist das nicht. De Kooning oder auch Gerhard Richter sind wirklich große Meister. Wenn man sich in deren Bilder vertieft, sieht man den gewaltigen Unterschied gegenüber der beliebigen Schmiererei. Dem Uneingeweihten fällt es aber ziemlich schwer, den Unterschied zu erkennen. Dann nimmt man einfach den Namen oder den Preis.

Die Genannten haben einen weiteren Vorteil, der sie nur schwer schlagbar macht: Sie sind schon berühmt. Nur Nachmachen bringt also gar nichts. Man kann es höchstens mit der eigenen Person probieren. Wenn man zum Beispiel erst zwei Jahre alt ist, ist das schon mal ein Vorteil.

Da hat es die neue oder alte Sachlichkeit, oder der Realismus leichter. Das Publikum kann sich daran festbeißen, das Können aus verschiedenster Sicht qualifiziert zu beurteilen. Und reduziert dabei meist die Kunst auf das Handwerk.

Aber egal, wie man dazu steht oder wie der persönliche Geschmack entwickelt ist, ein Problem haben alle: Es gibt zu viele, die 'Kunst' machen und alles ist schon gemacht. Vor allem seit Monet, Cezanne, Kandinsky, Matisse, Picasso oder Andy Warhol die Welt grundlegend verändert haben. Aber das ist erledigt, gemacht, fertig, vorbei.

Das ist nicht ermutigend für jemanden, der berühmt und reich werden will.

Bleibt die Frage offen, warum man Kunst machen will. Weiß ich nicht. Kann nur von mir berichten. Da liegt ein Block oder eine Leinwand, da sind Materialien, Pinsel, Stifte, Farben und ich stehe fasziniert davor. Eine Situation schwebt mir vor. Etwas, das man bei einem Spaziergang sieht. Und man hat Lust, sich damit auseinanderzusetzen, nicht flüchtig, sondern länger. Und es auf Dauer festzuhalten. Also malen. Wenn man das erlebt, kennt man das warum. Die 'Situation' kann auch zu ganz anderen Wünschen führen. Reisen oder Bergsteigen zum Beispiel. Aber darüber reden wir hier nicht.

Wir haben jetzt noch etwas vergessen. Sonst brauchen wir gar nicht anfangen: Das 'Wie'.

Nun, das ist jetzt wirklich eine Geschmacksfrage. Wobei wir im allgemeinen gar nicht wissen, woher der persönliche Geschmack kommt. Man kann anfangen mit schmieren. Oder aber man lernt alles von Anfang an. Zeichnen ist probat. Abzeichnen. Ja, natürlich. Die Perspektive, das Licht. Ich kann das nur empfehlen, aus zwei Gründen:

1. Die Natur besteht nicht aus Strichen. Man muss mit Strichen das darstellen, was vor einem ist.

2. Man lernt zu sehen. Das ist unheimlich schwer. Nicht zeichnen oder malen, was es 'ist', sondern was man 'sieht'. Das ist sehr unterschiedlich, weil das Gehirn dafür ungünstige Vorarbeit leistet. (In meinem Buch 'Denken ist so eine Sache' habe ich das erörtert.)

Dann das Malen. Hier geht es um den Einsatz der Farben. Sie müssen klingen. Das ist etwas, was für jeden etwas anderes ist.

Damit komme ich zu meinem fast letzten Punkt. Nie vergessen, dass nicht der Schaffende den Erfolg eines Kunstwerks bestimmt, sondern die Betrachter. Manches seiner Werke gefällt fast jedem. Da ist Vorsicht geboten. Es könnte sein, dass er etwas allgemein Bekanntes kopiert hat. Oder ein erfolgreiche Art zu malen immer wieder kopiert. Was die beste Methode ist, alle Kreativität abzutöten. Die Masche, die 'Manier'. Lasst bloß die Finger davon.

Ja, wie denn dann? Nun, auch darauf ist die Antwort eigentlich einfach: Sie sind eine Person, ein Individuum, eine Persönlichkeit mit eigener Geschichte. Vertrauen Sie darauf. Versuchen sie keine .ismen nachzumachen. Wenn Ihnen etwas gefällt, kopieren Sie ruhig dessen 'Stil', um zu lernen, was das Wesentliche darin ist und selbst darauf aufzubauen.

Manieriert zu malen, macht die Sache einfacher, zweifellos. Aber besser und befriedigender ist es, seine persönliche Sicht der Dinge zu erzeugen. Wenn's gefällt, umso besser. Aber darum sollte es nicht zuvörderst gehen.